„Heute schon gelesen?“

Deutschunterricht am Schiller-Gymnasium: Es geht um Goethes „Faust“, um den „Bahnwärter Thiel“ oder Regina Dürigs „Katertag“. Nicht nur sprachlich schwierige Werke, denn nach dem Begreifen des Inhalts sollen die Schüler auch noch über die Bücher diskutieren. Auf Deutsch.

 

Viele Schüler winken hier ab und hören bestenfalls nur zu. Aber es gibt auch Schüler, die sich mehr mit Literatur beschäftigen wollen, und lieber noch mit Literatur außerhalb des Pflichtlektürenkanons. Seit vielen Jahren finden sich am Schiller-Gymnasium immer wieder Schüler, die „mehr“ wollen, und die am deutschsprachigen Literaturwettbewerb „Lesefuchs“ der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen teilnehmen und: weit kommen. Einige unserer Schüler sogar bis ins internationale Finale, das in den letzten Jahren immer während des Internationalen Literaturfestivals in Berlin ausgetragen wurde. Eine tolle Leistung!

 

Bis dahin ist der Weg weit, auch für Viktória Janosi und Rebeka Kómár, beide Schülerinnen der 11. Klasse, die in diesem Jahr im Lesefuchs besonders engagiert waren. Am Anfang standen vier deutsche Jugendbücher zu den unterschiedlichsten Themen: Cybermobbing, Nationalismus, Macht der Bilder und Umweltschutz. Die sollten gelesen und mit denen sollte sich auseinandergesetzt werden. In der Freizeit natürlich, aber mit der Unterstützung von Frau Anka und Frau Dévity, die die Lesefüchse schon mit einiger Erfahrung betreuen, auch in ihrer Freizeit übrigens. Erster Höhepunkt der wochenlangen Vorbereitung war das Schulfinale Mitte Februar bei uns in der Bibliothek, bei dem sich beide noch etwas verschüchtert, aber gut vorbereitet präsentierten. Sogar so gut, dass das Literaturgespräch zwischen Frau Anka, Frau Dévity und Rebeka und Viktória fast kein Ende nahm, so kontrovers waren die Meinungen.

 

Nur wenige Tage später ging es weiter im Regionalfinale an der Deutschen Schule in Budapest, in dem Viktória als Schulsiegerin mit den anderen Siegern aus ganz Ungarn zu diskutieren hatte. Und das sogar bis im Landesfinale, für das sie sich mit guten und eloquenten Beiträgen qualifizierte! Da war dann allerdings bei Viktória schon etwas die Luft raus, und zum Landessieg reichte es schließlich nicht. Aber das machte nichts, wer so weit gekommen ist, darf sehr stolz sein. Und sich über ein dreiwöchiges Deutschland-Sommerstipendium des Pädagogischen Austauschdienstes freuen. Echt toll gemacht, Viki!

 

„Lesefuchs“ ist ein deutschsprachiger Schülerwettbewerb an DSD-Schulen in mehreren Ländern Mittel- und Osteuropas. Der Wettbewerb wird von deutscher Seite aus finanziert vom Deutschen Außenministerium über die „Zentralstelle für das deutsche Auslandsschulwesen“ (ZfA).

 

Text: Bernd Plambeck, Gastlehrer und Fachschaftsberater der ZfA

                                                    Fotos: Isabell Trombitás

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